Montag, 19. Mai 2008

19.05.2008 Der Half Dome...

...wartet. Also los. 5:30 Uhr geht der Wecker. Aufstehen, waschen und los geht´s. Ruck Zuck sind wir im Park. Aber dann. Ein Flagman. Kurz nach dem Parkeingang ist eine Baustelle. Eigentlich regelt hier eine Ampel den einspurigen Verkehr. Aber die Amis haben ja Flagmänner. Das sind quasi menschliche Ampeln. Warum die da stehen mit ihrem doofen Stopschild in der Hand weiß vermutlich niemand. Unser steht 45 min da. Bewegt sich nicht. Uns kommt aber auch kein Verkehr entgegen. Was macht der da??? Ich habe schon 275 Puls ohne einen Schritt gemacht zu haben. Warum stehe ich so früh auf?? Egal. Irgendwann geht´s weiter und wir können um 8 Uhr (!!!) endlich vom Parkplatz aus losgehen. Vor uns liegen 25 Wegekilometer und 3,6 Höhenkilometer (Roundtrip). Also los. Es geht zuerst über den sogenannten Mist Trail. Warum der so heißt war uns auch schnell klar. Es geht an den Vernal und Nevada Falls vorbei. Und Mist heißt soviel wie Gischt. Also alles mist, bzw. wir nass bis auf die Unterplinten... Prima. Aber das Wetter spielt ja mit. Es waren um 8 Uhr schon 22 Grad. Also trocknete das alles schnell wieder. Gegen 10 Uhr waren wir im Little Yosemite Valley. Das ging ja zügig. Wir sind wieder trocken und noch frohen Mutes. Etwas deprimierend ist es, wenn man immer wieder nach links sieht und das Ziel noch so weit weg, bzw. noch so hoch sieht. Aber egal. Weiter geht es durch das Tal in den Wald. Der zieht sich wie Kaugummi. Immer wieder Zickzackserpentinen und kein Ende in Sicht. Auch die Temperatur ist mittlerweile prima. Es sollten ja wieder deutlich jenseits der 30 Grad werden. Das merkt man mittlerweile. Keine Wolke am Himmel. Gut das der Wald ab und zu Schatten spendet. Dann gegen 11:30 Uhr sind wir unterhalb des letzten Aufstiegs. Hier gibt es keinen Schatten mehr. Es ist volle Mittagssonnendröhnung. Und es geht 200m steil über Granitfelsen bergauf. Mareike beschließt sich den Rest aus dem Schatten anzusehen. Ihre Höhenangst macht ihr doch zu schaffen. Also mache ich mich alleine weiter auf den Weg. Nach jeder Kehre muss ich kurz Luft holen. Zu der Affenhitze kommt noch die Höhe. Auf 2400m ist die Luft doch dünner als in San Francisco auf Meeresspiegelhöhe. Aber was nützt es. Da der Berg nicht zum Propheten kommt, geh ich eben auf den doofen Berg. Um Punkt 12 Uhr bin ich an den berüchtigten Kabeln. High Noon. Prima. Kein Lüftchen und gefühlte 96 Grad. Die Kabel sind die Aufstiegshilfe für die letzten 120m. Die sind so steil, das man nicht anders hoch kommt. Zum Glück liegen unten genug Handschuhe rum. Also nochmal kurz verschnaufen und los. Um 12:20 Uhr bin ich oben. Habe zwar keine Puste mehr und ca. 298er Puls. Aber was soll´s. Endorphine und Adrenalin liefern sich nen harten Kampf in meinem Körper. Ich lass sie kämpfen und schleppe meine Körperhülle Richtung Gipfel. Toll. 2693 m plus meine 183cm. Hier ne Würstchen- und Bierbude. Das wär ne Marktlücke. Aber nix. Pure Natur. Geiler Ausblick. Einfach genial. Ich brauche ca. 20 min um meinen Puls wieder in messbare Regionen zu schicken und dann nochmal 40 min um die Aussicht zu genießen. Aber da war ja noch was. Genau. Mareike. Die wartet ja auf mich. Und noch was. Ja, der Abstieg. Der wartet auch. Das Erste ist ne tolle, das Zweite ne nicht ganz so tolle Erwartung. Gibt´s denn hier kein Lift? Nö. Also los. Bei Mareike angekommen brauch ich nochmal ne Pause. Neben uns ist ne Schlange. Ein Kerl manipuliert mit nem Stock an ihr rum. Auf meine Frage ob die giftig sei sagt er: Listen! Hähh? Er gibt ihr einen mit dem Stecken und dann - Rrrrrrrttttttzzzzzz Ah, ja. Ne Klapperschlange. Ja gut. Mach ich halt ein Foto von ihr und gehen dann getrennte Wege. Sie in einen Baumstumpf, wir bergab. Das ist genauso schlimm wie bergauf. Und das Schlimmste: Jetzt weiß man wie weit es noch ist. Das macht die Sache nicht einfacher...
Zwischendurch kommen uns immer wieder noch Leute entgegen. Teilweise recht exotisch ausgestattet. Die Favoriten sind ein Pärchen auf den Waldserpentinen. Sie in hochgekrempelter Jeans und Turnschuhen. Er in Jeans und Basketballstiefeln. Sie macht einen auf Nordic Walking, er ist schon in einer Art Delirium. Völlig apathisch trägt er die Kameratasche. Keiner hat Wasser o.ä. dabei. Da fragt sie mich doch tatsächlich, wie weit es noch zu den Kabeln sei!?! Arme Irre. Jetzt weiß man auch, warum schon so viel auf dem Trail gestorben sind...
Dann kommt wieder der Mist Trail. Der kurz vor dem Gipfel. Das hätte gut getan. Egal. Nach 10 Stunden sind wir wieder am Auto. Es sind noch über 30 Grad. Aber auf Schwimmen o.ä. haben wir keine Lust oder besser keine Kraft. Wir fahren zurück ins Hotel, lassen Wasser in den Jacuzzi und schauen ne Folge Simpsons. Der Tag war geil. Wir sind kaputt - aber glücklich!
Dann machen wir uns bettfertig. Ich laufe Barfuß, denn meine Sohlen qualmen. Auf einmal stehe ich neben einem lustigen Spielzeug im Halbschatten des Tisches. Wer hat denn seine Skorpionfigur hier verloren?? Keiner. Der Kleine schaut mich an und will weg. Ich will das nicht, fange ihn mit einem Becher ein und entlasse ihn wieder in die Natur. Natürlich nicht ohne ihn vorher zu fotografieren.
Gute Nacht!

3 Kommentare:

  1. Cool. Erinnert mich sehr an unsere Wanderung auf den Half Dome. Nur dass der Mist Trailer weniger Mist hatte und auf den Bergen ringsum kein Schnee lag. September halt.

    Aber die Amis in Turnschuhen und ohne Wasser haben wir auch getroffen.

    Macht Spaß mit Euch mitzureisen!

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  2. Hallo Mareike,ich wünsche Dir einen ganz ganz tollen GeburtsTag,alles alles Gute und Liebe!
    Euch Beiden noch eine wunderschöne Zeit. :-)

    Herzliche Grüße Gudrun und Anhang

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  3. Ps.: Hätt gern noch ne Postkarte ;-)

    Gudrun

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